Mittwoch, 19. November 2014

Wie der Grünkohl in den Schwarzwald kommt oder König Karl der I

Wenn man aus Norddeutschland kommt, beginnt mit dem zweiten Wochenende im November die fünfte Jahreszeit, die Grünkohlsaison. Kaum ist der erste Frost da, zieht es den Norddeutschen an den Winterwochenenden zum Boßeln an die frische Luft. Dabei führt er einen Bollerwagen mit Kaltgetränken mit sich und freut sich am Ende bei der Einkehr über den deftigen Eintopf. Im Süden eher unbekannt, wird der Kohl in Zürich sogar im botanischen Garten als „Ostfriesische Palme“ ausgestellt.

  
Nachdem das Care-Paket aus dem Norden mit den Kohlpinkeln, einer norddeutschen Wurstspezialität, angekommen war, haben wir dieses Wochenende unsere Nachbarn zum Grünkohlessen eingeladen und den ersten Kohlkönig von Tiengen gewählt: König Karl der I fand das Schweinchen auf seinem Teller.
Für die Tischdekoration haben Aurelia und ich eine Krone gebastelt, Äpfel für die Kerzen ausgehöhlt und ihre kleinen Schweinchen von Schlaich aufgestellt.


Hier ist das Rezept, wie meine Oma den Grünkohl macht. Damit es richtig gut schmeckt, gilt bei der Einlage „mehr ist mehr“, Grünkohl kalorienreduziert geht nicht, ist halt keine „Oot küsien“!

Grünkohl mit Speck und Pinkel
Für vier Personen
Ca. 2kg frischer Grünkohl, 2 Esslöffel Hafergrütze, 1 Zwiebel, 2-3 Esslöffel Schmalz
3 Kochmettwürste, 3 Kohlpinkel, 250g frischer Bauchspeck, 250g geräucherter Bauchspeck, 500g Kasseler, 1 Schweineschwanz
Salz, grober Pfeffer, Zucker
Die Zwiebel kleinhacken und in heißem Schmalz anbraten. Kohl und Hafergrütze dazugeben und zehn Minuten einfallen lassen. Wenn nötig, etwas Wasser dazugeben. Kasseler, Speck und Schweineschwanz zum Kohl geben und zugedeckt eine Stunde schmoren lassen. Die Würste hinzugeben und eine weitere Stunde schmoren lassen.
Wenn der Kohl gar ist, die Würste und das Fleisch herausnehmen und auf einer Platte anrichteten. Den Kohl mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. Dazu Salzkartoffeln reichen.


Eure Jasmin

Mittwoch, 12. November 2014

Kaiserwetter, Aachen und der Bahnstreik

Der Zug ruckelt den Rhein entlang. Die klischeehaften Klicks des Japaners, der Burg und Weinrebe auf jedem Hügelchen fotografiert, irritieren etwas, aber so werde auch ich auf die Landschaft draussen aufmerksam. Aus dem Zugfester schauend, die Loreley suchend, denke ich an mein schönes Wochenende in Aachen zurück, immer wenn die Müdigkeit es zulässt.
Meine Freundin feierte ihren 40. Geburtstag. Wir haben beide in Aachen studiert und so war es nicht nur ein Besuch, sondern auch eine Reise, auf der ich in vielen Erinnerungen schwelgen konnte.
Einfach war es dieses Wochenende nicht nach Aachen zu kommen, streikte doch die Bahn. Der Zug aus Zürich war hoffnungslos überfüllt, aber ich hatte Glück: Der Herr vor mir hatte zwei Sitzplätze reserviert und für einen Kaffee trat er mir einen ab. Mit Buch, Strickzeug und Laptop bedacht, sass ich also gut ausgerüstet in einem Zug, der nicht bestreikt wurde. Leider währte die Freude nicht lange. Die Fahrt endete in Freiburg, der Zug hatte einen technischen Defekt. Am Gleis gegenüber fuhr ein Zug gen Norden, irgendein Zug fuhr immer irgendwohin, und so näherte ich mich Aachen. Es war Freitagnachmittag, die meisten Leute waren ziemlich entspannt. Man saß zusammen im Bordrestaurant beim Kaffee, später beim Prosecco. Der Junggeselle im rosa Häschenkostüm, der seinen Junggesellenabschied in Hamburg feiern statt im Regionalexpress nach Mainz sitzen wollte, trug zur allgemeinen Erheiterung bei.
Abends kam ich in Aachen an und konnte mit meiner Freundin reden, Rotwein trinken, Schweizer Schokolade essen, einfach schön. Am nächsten Morgen frühstückten wir im Café Liege. Quälte man sich in der Studienzeit um elf aus dem Bett und wunderte sich, nie einen Platz zu bekommen, so war es morgens um halb zehn richtig leer und wir konnten das leckere Frühstück „l’Anglais“ geniessen.



Ich machte meine Freundin den ganzen Vormittag nervös, weil ich am Tag zuvor auf einem Blog eine neue Kurzhaarfrisur entdeckt hatte, die es mir schwer angetan hatte. So ging meine Freundin kurzerhand mit mir zu ihrem Stammfriseur Tobias, der aber leider auch für Binchens Freundin keine Zeit hatte. Wir fragten von Friseur zu Friseur, aber am Samstagvormittag hat kein Friseur einen Termin frei. Bei einem Radler Im Goldenen Schwan mussten wir verschnaufen.
Am Goldenen Schwan hängen viele schöne Erinnerungen. Wenn unsere Eltern früher im Studium zu Besuch waren, aßen wir dort mit ihnen den rheinischen Sauerbraten. Abends zuvor tranken wir noch mit unseren Freunden Kölsch im hinteren Teil und tanzten Knotentanz auf Musik, die wir selbst mitbrachten. Meine Freundin feierte später sogar ihre Hochzeit dort. 



Die Schokonuss-Weichprinten und die Bruchprinte für die Sauce zum Aachener Sauerbraten kauften wir bei Drouven, die Marzipanprinten für meine Nachbarin Monika, eine Exilaachnerin im Schwarzwald und -da konnte ich nicht wiederstehen- die beschwipsten Printen bei Nobis. Printen kaufen ist eine Wissenschaft!




Ein Bummel durch die Körbergasse hoch zum Dom und Rathaus, dann fand ich einen Friseur, der tatsächlich noch einen Termin frei hatte: Schnipp Schnapp vielen die Haare. Ich bin jetzt nur gespannt, was mein Mann und meine Töchter dazu sagen, wenn ich gleich nach Hause komme.









Abends gab es ein schönes Geburtstagsfest. Die Mama meines Patenkindes und ehemalige WG-Zimmergenossin war auch dabei und der Sekt leerte sich wie in alten Tagen. Nur die Themen haben sich verschoben: Von „ruft er an oder nicht“ und „hast Du schon Mechanik gelernt“ zu „Lisa ist jetzt fast trocken und „Jan hat seine ersten Schultage gut überstanden“. Eines hat sich aber nicht geändert: Meine neuen Booties wurden stolz gezeigt. Aachen ist immer noch die beste Stadt Deutschlands, um Schuhe zu kaufen! Besonders, wenn das Lieblingsschuhgeschäft 30% auf alle Schuhe gibt!


 Also, einen Klenkesgruss aus der Kaiserstadt mit Kaiserwetter an diesem Wochenende! Sabine und Simone, es war so schön, Euch dieses Wochenende wieder zu sehen!